Der Kalksteinbruch Eigenrieden verfügt in den Schichten des unteren Muschelkalks aktuell über ein ausreichendes Vorkommen an Material; die Mineral Baustoff GmbH produziert hier jährlich rd. 220.000 t Baustoffgemische und Splitt. Anlagentechnik und Baumaschinen im Steinbruch wurden bisher konventionell mit Diesel betrieben. Folge: Der Standort kommt auf einen CO₂-Ausstoß von jährlich rd. 490 t. Bis zum Ende des laufenden Jahrzehnts sollen diese Kohlendioxid-Emissionen über mehrere Teilprojekte sukzessive auf nahezu null reduziert werden. Für die Dekarbonisierung setzt die Mineral Baustoff GmbH auf die Umstellung von bisher dieselbetriebener Technik auf Strom bzw. Elektroantriebe und klimaneutrale Kraftstoffe – Schritt für Schritt und über alle drei Stufen des Produktionsprozesses: Gewinnung, Aufbereitung und Verladung.
Zur systematischen Senkung des CO₂-Ausstoßes setzt die MINERAL im Forschungs-vorhaben ELMAR besonders auf die schrittweise Einführung batterieelektrischer und autonomer Transportfahrzeuge. Die Stromversorgung dieser Fahrzeuge wird über einen eigens für das Projekt konzipierten Batteriespeicher erfolgen, der zukünftig mit Hilfe von Windkraft- und Solaranlagen geladen wird. Für die Vernetzung der batterieelektrischen autonomen Transportfahrzeuge vor Ort sowie zur Digitalisierung der Prozesse im Betrieb wird im Steinbruch außerdem ein 5G-Netz implementiert. Der Start des Probebetriebs batterieelektrischen und autonomen Transportfahrzeuge von VOLVO in Eigenrieden ist für Sommer 2024 geplant. Perspektivisch sollen drei dieser Fahrzeuge im Steinbruch eingesetzt werden, um den gewonnenen Kalkstein zur Aufbereitungsanlage zu transportieren. Sie senken nicht nur den CO₂-Fußabdruck, sondern verbessern zugleich auch nachhaltig die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz in der Rohstoffgewinnung. Zur Darstellung der Projektergebnisse soll am Steinbruch eine Informationsbox eingerichtet werden, die Interessierten die Möglichkeit gibt, die Ergebnisse unter realen Bedingungen zu erleben.
Bei dem Projekt Altertheimer Mulde handelt es sich um ein aktuell in Planung befindliches Vorhaben der Knauf Gips KG zur Auffahrung eines untertägigen Rohstoffgewinnungsbetriebes zur Gipsförderung. Der Förderbeginn ist für das Jahr 2026 geplant. Die Förderleistung soll in den ersten Jahren nach Aufschluss 300.000 t/a betragen, später in Vollauslastung sollen bis zu 1.000.000 t/a gefördert werden. Der Gipsrohstoff wird untertägig im Room and Pillar Verfahren gewonnen.
Für diese Prozesse werden heutzutage standardmäßig dieselbetriebene Maschinen eingesetzt. Im weiteren Verlauf wird der Gips gebrochen und per Bandanlage aus dem Bergwerk in übertägige Rohsteinsilos gefördert. Von dort aus muss der Rohstoff mit LKW zu den 55 km entfernten Gipswerken in Iphofen transportiert werden.
Dieser Use Case ist aufgrund der konzeptionellen Eigenschaften eines Greenfield-Projektes im bestehenden Konsortium einzigartig. Hierdurch bietet dieser Use Case die Möglichkeit, bereits frühzeitig in der Planungsphase die notwendigen Prozesse und Erfordernisse an die Infrastruktur ganzheitlich zu berücksichtigen. Insbesondere können hierbei die Ergebnisse der vorherigen Arbeitspakete genutzt werden, um die Auswirkungen des elektrifizierten Schwerlasttransports auf untertägige Betriebs- und Prozessstrukturen anzuwenden.
Damit wird nicht nur das unmittelbare Ziel der Elektrifizierung des inner- und außerbetrieblichen Schwerlastverkehrs und der CO₂-Einsparung, sondern auch eine Minderung der Dieselmotoremissionen, bezogen auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz in untertägigen Bereichen erreicht.